SCHLECHING

Pfarrkirche St. Remigius

2025       Neubau  II / P   19 Register

I.Hauptwerk:   C – g3
Principal   8'        C-Ds Holz offen, ab E 75% Zinn, Prospekt
Tibia Cornelis   8'        Fichte/Eiche, C-G gedeckt, ab Gs offen
Octav   4'        75% Zinn
Traversflöte   4'        45% Zinn, überblasend ab c1
Nasard   2 2/3'   45% Zinn, konisch
Superoctav   2'        75% Zinn
Terz   1 3/5'    45% Zinn, konisch
Quinte   1 1/3'   Vorabzug aus Mixtur 
Mixtur 3-4fach   1 1/3'   75% Zinn
Tremulant  
II.Hinterwerk:   C – g3
Copel   8'        Fichte / Eiche gedeckt
Gamba   8'        C-A Holz offen, ab B 75% Zinn, Expressionen
Fugara   4'        75% Zinn, Expressionen
Doublette   2'        75% Zinn
Alphorn   8'        75% Zinn, Trompetenmensur , im Bass mit Deckel
Glockenspiel              f°-f2 , geschmiedete Glocken aus Eisenblech
Pedal: C – f1
Subbass 16'         Fichte gedeckt, C-G in den Gehäuseseiten
Cello   8'         Transmission aus Gamba 8'
Flötbass   8'         Transmission aus Copel 8'
Choralbass   4'         Transmission aus Fugara 4'
Basshorn   8'         Transmission aus Alphorn 8'

Koppeln: II-I, I-P, II-P, II-P super
 

Als der Auftrag an unsre Werkstatt vergeben wurde, ahnten wir noch nicht, was es heißen würde in einem Bergsteigerdorf eine neue Orgel zu errichten. Im Vorfeld war bereits gemeinsam die Disposition und die Prospektgestaltung festgelegt worden. Doch bevor im Herbst 2024 mit der Mensurplanung und der technischen Konstruktion die Marschroute endgültig definiert werden konnte, trug uns die Schlechinger Orgelprojektgruppe die Absicht vor, dem Instrument deutliche Reminiszenzen an das alpine Prädikat angedeihen zu lassen.  Die Orgel müsse unbedingt Alphörner und Kuhglocken als Alleinstellungsmerkmale erhalten. Bevor noch weitere Vorschläge  kommen konnten, stimmten wir schnell zu und zerbrachen uns erstmal tagelang den Kopf.
Für den „konventionellen“ Teil der Schlechinger Orgel konnten wir wie gewohnt planen: Vorne in der Emporenbrüstung ist das Hauptwerk aufgestellt, das mit seinem Prinzipalchor und den solistischen Stimmen für die dominanten Partien in der Orgelmusik sorgen kann. Das Hinterwerk steht an der Emporenrückwand und ist links und rechts der Turmnische in schlichten Gehäusen aufgestellt. Seine Register können Musiker und Sänger auf der Empore begleiten und sind zum Hauptwerk passend abgestuft angelegt. Weil der Platz auf der niedrigen, zweiten Empore ohnehin knapp bemessen ist, musste auf ein großzügiges Pedalwerk verzichtet werden. Stattdessen wurden vier der fünf Hinterwerksregister im Pedal spielbar gemacht und um den Subbass 16’ zu einer großzügigen Pedaldisposition ergänzt. Der Spieltisch der Orgelanlage ist freistehend unmittelbar hinter dem Hauptwerk platziert. So bleiben die Trakturwege möglichst kurz und die Organisten haben sowohl das Orgelwerk gut im Ohr, als auch etwaige Musiker und Sänger im Blick.

Was nun aber mit den „Special-Effects“? Für das Alphorn war die Lösung relativ leicht zu finden: Die Orgel benötigte ein Zungenregister, das sowohl im dezent disponierten Nebenwerk spielbar sein sollte, das aber auch als Pedalregister markant hervortreten musste. Dafür eignet sich am besten ein Register in klassischer Trompetenbauweise, welches mit engeren Bechern und aufgelöteten Zinndeckeln im Klang gedämpft und weicher wird. Natürlich klingt es nicht wie ein richtiges Alphorn, aber es steht einer Bläsertruppe aus Fleisch und Blut um nichts nach.
Mehr Einfallsreichtum verlangten uns die 25 geschmiedeten Kuhglocken ab, die mit einem Umfang von zwei Oktaven im Manual spielbar sein sollten. Damit der etwas blecherne Klang nicht zu dominant wird, sollte es im Hinterwerk spielbar sein. Eine mechanische Steuerung war allerdings nur kompliziert und platzraubend zu realisieren. Daher platzierten wir die Glocken über dem Emporenzugang zwischen den hinteren Orgelgehäusen und konstruierten eine pneumatische Hammermechanik, die mittels Luftimpulsen aus den Windladen und kleinen Bälgchen für einen stets gleichmäßigen Anschlag sorgt. Nun lässt sich dieses Register nicht nur zum Adventssingen und beim Almabtrieb gebrauchen, es kann – sparsam eingesetzt – auch richtige musikalische Akzente setzen. Dadurch, dass die geschmiedeten Glocken nur kurz nachklingen, konnte auf zusätzliche Dämpfer verzichtet werden. Und durch die Superkoppel II-P lassen sich die Glocken im Umfang F-f1 sogar im Pedal spielen.